Porto

Auf den Toblacher Briefumschlägen lassen sich heute unter den abgelösten Briefmarken stellenweise handschriftliche Portoangaben erkennen. Diese wahrscheinlich für einen Botengänger (WG35 vom 5. August 1910) bestimmten Hinweise und die Briefmarken selbst folgten meist den damals üblichen Kosten für Sendungen nach Deutschland: Bis 20 Gramm kosteten 10 Heller, bis 50 Gramm 20 Heller (, S. 663). Abhängig von Beilagen und Papierstärke – insbesondere die von verwendeten Hotelpapiere wogen weniger als ihr übliches Briefpapier – wurden Briefumschläge mit bis zu zwei Blättern in der Regel durch 10 Heller freigemacht. Ab annähernd drei Blättern wogen die Sendungen über 20 Gramm.

besaß mit ziemlicher Sicherheit eine Briefwaage. Um eine Unterfrankierung zu vermeiden, schnitt sie auch manche Briefpapiere zurecht, wie zum Beispiel ein Doppelblatt des Briefes AM20, der mit AM21 (zwei Blätter) in einem gemeinsamen, mit 10 Heller frankierten Umschlag ein Gewicht von knapp unter 20 Gramm erreicht. Ferner bieten – lediglich auf den ersten Blick – zu hoch frankierte Briefe Hinweise auf heute fehlende Beilagen. Aus dem mit 10 Heller frankierten Umschlag von AM4 etwa lässt sich im Verhältnis zum Gewicht des einzig eingelegten Blattes schließen, dass ursprünglich ein in WG9 erwähntes Bild beilag. Schließlich gelang in einigen Fällen die Zuordnung des Umschlags zum Briefinhalt bzw. zur Anzahl der Blätter wiederum einzig durch zusätzliche Prüfung des Gewichts. Dies hatte freilich Konsequenzen für die Datierung mancher Briefe. So wurde das von halbierte Blatt von AM33 im Bauhaus-Archiv zwar zusammen mit dem Blatt von AM29 in einem Umschlag vorgefunden, doch lagen AM33 ursprünglich mindestens 9 Bilder bei, die das zugelassene Grenzgewicht von 20 Gramm für die aufgeklebten 10 Heller überschritten hätten und somit – ebenso wie AM33 – als separate Sendung betrachtet werden müssen.

Briefumschläge tragen zumeist genügend Porto. Unterfrankierte Umschläge wurden in aller Regel vom Absenderpostamt handschriftlich mit einem vom Empfängerpostamt einzuziehenden Fehlporto in großen, blauen Ziffern versehen, bisweilen zusätzlich mit „Portostempel[n] […], die der Portoverrechnung von aus dem Ausland eintreffenden Sendungen dienen, die vom Absender nicht oder ungenügend freigemacht sind“ (Artikel „Portostempel“ in , S. 354). Solche „Nachgebührenstempel“, die „meist als einfacher Textstempel, bis 1926 Inschrift ‚Porto‘“ erschienen (Artikel „Nachgebührenstempel“ in , S. 297), finden sich, nebst Fehlporto, in AM74 und AM113 wieder. Deren Umschläge wurden jeweils mit 10 Heller frankiert und beinhalteten sehr wahrscheinlich keine Beilagen. Jedenfalls überstiegen die etwa zweieinhalb Blätter von AM74 das zulässige Gewicht, genauso wie das Doppel- und Einfachblatt Notenpapier von AM113. Daneben hatten nachträglich an das Briefpapier von AM9 angebrachte Edelweißblüten ein Übergewicht bzw. -maß und damit Fehlporto zur Folge (ein Portostempel fehlt hier). Weitere unterfrankierte Schreiben versandte paradoxerweise, indem sie diese mit „roten Klebezetteln ‚durch Eilboten‘ oder ‚Eilbote-Exprès‘“ (, S. 196) beklebte. Hierbei missachtete sie (oder ihr Bote) jedoch teilweise die für diese zusätzliche Dienstleistung angewiesene Gebühr: „Die Expreßgebühr (30 h) und das entfallende Porto ist stets vom Aufgeber durch auf der Sendung angebrachten Briefmarken zu entrichten“ (, S. 663). Ein entsprechender Nachforderungsvermerk in roter Farbe befindet sich zum Beispiel auf dem Umschlag von AM24 als die vom Empfänger einzuziehenden Summe – in deutscher Währung nach dem damaligen Wechselkurs. Nach diesem entsprechen die notierten „25“ Pfennige gerundet 30 Heller Expressgebühr. Eine Verzögerung der Zustellung für unterfrankierte Eilsendungen ist außerdem wahrscheinlich, für AM26 gar nachgewiesen. „Eilsendungen werden sogleich nach Ankunft zugestellt“ (, S. 197), doch liegt die Zeit zwischen Aufgabe und Empfang von AM26, dessen Umschlag mit einem Eilboten-Aufkleber versehen, jedoch mit 20 Heller ungenügend freigemacht wurde und keine Nachforderungsvermerke trägt, mit vier Tagen deutlich über der durchschnittlichen Postlaufzeit zwischen Toblach und Berlin/Neubabelsberg von höchstens zwei Tagen.